Rizinus (Ricinus communis L.) wird auch Wunderbaum genannt.
Kaum eine andere Pflanze erreicht ein so "wundersames" Wachstum von 2 Metern in einem halben Jahr...
Wirkstoffe:
Samen:
Ricin (sehr giftiger Eiweißstoff), Ricinin (Alkaloid), Bitterstoff
Öl:
enhält bis zu 90 % Glyceride der Ricinolsäure
Wirkungen:
- zuverlässig abführend ohne dabei die Darm- und Magenschleimhaut zu reizen
- Wirkung nur im Dünndarm (wird in Glycerin und Ricinolsäure aufgespalten und regt die Darmbewegung an; zudem machen die nicht emulgierten Bestandteile des Öls die Darmwand gleitfähiger und unterstützten so die Entleerung)
- schnelle Darmentleerung
Heilanzeigen:
- Verstopfung (Obstipation)
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall (Magen- und Darmkatarrh)
- Entleeren des Darminhaltes bei Wurmkuren
- in Einzelfällen Darmentleerung bei Schwangerschaften vor der Entbindung mit sogenannten "Wehencocktails", die Rizinusöl enthalten (ausdrücklich nur in Absprache mit Arzt oder Hebamme!!!!)
Gegenanzeigen:
Bei chronischer Verstopfung nicht anwenden (da das Rizinusöl die Verdauungsvorgänge bereits im Dünndarm beeinflusst, ist es bei chronischer Verstopfung nicht angezeigt)! Auch unklare Bauchschmerzen und Darmverschluss kontraindizieren die Anwendung.In allen Anwendungsfällen nur für einen ganz kurzen Zeitraum und nicht zu häufig anwenden, da ansonsten ein zu großer Wasserverlust und Mineralverlust - ganz besonders von Kalium - nicht auszuschließen ist.
Nebenwirkungen:
Magenreizungen, in Einzelfällen allergische Hautausschläge. Ansonsten sind bei therapeutischer Dosierung keine Nebenwirkungen zu erwarten.
Einige Möglichkeiten der Anwendung/Dosierung:
Rizinusöl (Ricini oleum raffinatum):
1-2 EL erwärmtes Rizinusöl (durch die Erwärmung wird es dünnflüssiger und lässt sich leichter schlucken) bei Verstopfung auf nüchternen Magen eingenommen, bewirkt nach ca. 8-10 Stunden eine problemlose, ziemlich schmerzfreie, gründliche Stuhlentleerung. Dabei wird der Patient nicht geschwächt. Die Wirkung kann aber auch bereits nach 2 Stunden eintreten. Kinder nehmen evtl. ca. 1/2 TL (oder ggf. etwas mehr) - Dosis und Einnahme ärztlich abklären.Ggf. wegen des üblen Geschmacks etwas Zitronensaft beifügen (dann kalt einnehmen) oder mit schwarzem Kaffee einnehmen; auch die Zugabe von Pfefferminzöl ist denkbar. Manche Anwender berichten auch von einer Einnahme in Bier oder Cognac.Es sind darüber hinaus Fertigprodukte in Kapselform erhältlich.
Hinweise:
Der Geschmack ist unangenehm und "brecherregend". Rizinusöl wirkt nur bei Personen, bei denen die Fettverdauung in Ordnung ist, da das Öl - wie alle anderen Fette und Öle auch - unter Einwirkung von Galle und Pankreassaft emulgiert und "verseift" wird.
Vorsicht: Giftig!!!
Das in den Samen enthaltene Gift Ricin (lässt das Blut gerinnen) kann bereits beim Genuss von 3-10 Samenkörnern tödlich sein (Bei Kindern bereits ein Samenkorn!). Die Vergiftungserscheinungen treten stark verzögert (oft erst Stunden oder mehrere Tage nach der Vergiftung) auf.Bei fachkundiger Pressung gelangt das Gift Ricin, das nicht öl-löslich ist, nicht in das Rizinusöl. Deshalb in jedem Fall auf standardisierte Produkte aus der Apotheke zurückgreifen.In manchen Ländern (z.B. Afrika, Indien) werden die wohlgeformten, hübschen Samen zu Ketten verarbeitet. Bitte unbedingt darauf achten, dass diese Ketten nicht in den Mund gelangen oder von Kindern zerkaut werden. Wenn der Inhalt der Samenkörner in die Augen gelangt, kann es zu einer Bindehautentzündung kommen.Von dem Hinweis, Rizinusöl bei Nahrungsmittel-Vergiftungen anzuwenden, ist man etwas abgekommen, da die Aufnahme des jeweiligen Giftes in den Körper dadurch anscheinend sogar noch beschleunigt werden kann.
Historisches und Wissenswertes:
Bereits 4.000 Jahre vor Chr. fand das Rizinusöl bei den alten Ägyptern Anwendung, wie sich aus Grabbeigaben ableiten lässt. Aber auch in Indien und China wurde die Heilwirkung schon seit altersher geschätzt.Bei uns in Europa wurde Rizinus erst Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt.Ein weiterer Einsatzbereich von Rizinusöl ist seine Funktion als Brennöl oder als hochwertiges technisches Öl, das z.B. für die Schmierung von Flugzeugtriebwerken und anderen Verbrennungsmaschinen eingesetzt wird.Auch zu kosmetischen Produkten wird Rizinusöl verarbeitet - so z.B. in Haaröl, Wimpernpflegemitteln oder "Haarbrillantine".In manchen Ländern werden die frischen Blätter als Milchbildungskraut bei stillenden Müttern verwendet.Als homöopathische Potenzierung findet Rizinus Anwendung bei z.B. Gallensteinleiden oder Durchfall
Botanische Beschreibung:
Familie: Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)Bodenbeschaffenheit/Standort: Vermutlich war die Pflanze ursprünglich in Afrika beheimatet, wo sich noch Wildformen finden. Heute wird sie weltweit kultiviert.Erscheinung: in den Tropen mehrjährig mit dicken, verholzten Stämmen bis zu 12 Meter Höhein Südeuropa bis zu dreijähriger Strauch, im Mitteleuropa einjähriges Kraut bis zu 2 Meter HöheBlätter: langgestielt, handförmig geteilt, wechselständig, grünlich bis rötlichBlüten: in Mitteleuropa Blütezeit im Monat August, endständige Blüten, Rispenblüten (männliche und weibliche auf einer Rispe, klein, blaßgelb von August bis OktoberStängel: hohl, glänzend, grün oder rotSamen: die reifen Samen befinden sich in stacheligen roten Kapseln. Zur Ölgewinnung werden die Samen gepresst. Die Samen sind bohnenförmig-oval, 1-2 cm groß und dunkelbraun marmoriert
Warnhinweise
Bitte beachten Sie, dass auch pflanzliche Arzneimittel in der Regel nicht zum Dauergebrauch geeignet sind und befragen Sie bei länger andauernden Beschwerden in jedem Fall Ihren Arzt oder Heilpraktiker.
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