Pestwurz (Petasites hybridus (L.) – alte Bezeichnung: Petasites officinalis)
Diese alte Heilpflanze ist in Europa und Westasien weit verbreitet und häufig anzutreffen. Zu Heilzwecken verarbeitet man Wurzeln und Blätter.
Wirkstoffe:
Sesquiterpenalkohole (u.a. Petasin und Isopetasin), Pyrrolizidinalkaloide (giftig), Schleim- und Bitterstoffe
Wirkungen:
krampflösend und krampfstillend, schmerzlindernd (analgetisch), setzt Muskeltonus herab (spasmolytisch), vegetativ ausgleichend und beruhigend (sedativ)
Heilanzeigen:
- Migräne und ganz wichtig: Migränevorbeugung!!
- Kopfschmerzen, Nackenschmerzen
- Krampfhusten bei Bronchialasthma, spastischer Bronchitis und Lungenerweiterung
- Krampfhusten bei Keuchhusten
- Koronarspasmen und Brustschmerzen bei Angina Pectoris
- funktionell-nervöse Dyspepsie, aber auch Reizmagen, motorische Fehlfunktion der Gallenwege, nervöse Galle, Reizblase
- steinbedingte Harnwegskoliken
- Krampfartige Beschwerden während der Menstruation
- Schwangerschaftsübelkeit während der ersten drei Monate
- Nabelkoliken bei Säuglingen
Nebenwirkungen:
wurden keine beobachtet.
Wichtiger Hinweis:
Pestwurz enthält giftige Pyrrolizidinalkaloide. Aus diesem Grund ist eine Anwendung als Teeaufguss nicht ratsam. Bei Pestwurz greifen Sie am besten auf standardisierte Fertigarzneimittel aus der Apotheke zurück, da bei der industriellen Herstellung die toxischen Stoffe isoliert und ausgesondert werden.
Einige Möglichkeiten der Anwendung/Dosierung:
Bei Krampfhusten ist dreimal täglich eine Kapsel zusammen mit einem Hustentee (z.B. Isländisches Moos, Pfefferminze, Süßholzwurzel, Thymian) bewährt.Bei krampfartigen Magenbeschwerden kann die Verabreichung des Pestwurz – Medikaments mit Pfefferminz- oder Fencheltee erfolgen.Anfallsartige Oberbauchbeschwerden und Leber- / Gallenbeschwerden lassen sich gut mit einem Kombinationsmedikament, das noch zusätzlich evtl. Kamille, Wermut, Pfefferminze und Melisse enthält, behandeln. Gerade bei diesen Bauchbeschwerden entsteht durch Gasbildung oft ein Druck in den Brustraum, der den Patienten in vielen Fällen an einen Herzanfall denken lässt (bitte aber immer ärztlich abklären lassen!). Das Medikament wirkt schnell und der Betroffene beruhigt sich wieder. 20 - 40 Tropfen auf ein Stück Würfelzucker – ggf. nach 2 Stunden wiederholen. Wenn bei Säuglings-Nabelkoliken ernste Ursachen durch eingehende ärztliche Diagnose sicher ausgeschlossen werden können und „nur“ eine psychogene Störung vorliegt, so kann man versuchsweise 5-10 Tropfen des Medikaments in einem Schluck Wasser geben– es sind normalerweise keine Nebenwirkungen zu erwarten.Bei starker Schwangerschaftsübelkeit helfen (nach ärztlicher Rücksprache) evtl. auch einige Tropfen dieses Pestwurz – Medikaments in Pfefferminztee.(Quelle: Moderne Pflanzenheilkunde, Prof. Dr. med. Weiß, Kneipp-Verlag)
Studienergebnisse:
Doppelblinde placebokontrollierte Studie zeigt: Eine dreimonatige Kur mit einem Pestwurz – Präparat reduziert Migräneattacken um 56 % (Häufigkeit, Dauer und Intensität nahmen ab). Besonders interessant ist hierbei, dass Pestwurz vorbeugend eingenommen werden kann. 77 % der Betroffenen verspürten nach Einnahme der Pestwurz – Medikamente deutliche Verbesserungen. Damit ist Pestwurz – Extrakt gleich wirksam wie viele chemische Präparate; aber besser verträglich.Einer Studie zufolge zeigte ein Pestwurz – Präparat bei steinbedingten Harnwegskoliken nahezu gleich gute Erfolge wie das chemische Butylscopolamin. Nebenwirkungen wurden bei dem Phytomedikament Pestwurz keine beobachtet.
Migräne – ein unterschätztes Leiden,
wenn man bedenkt, dass weltweit jeder 10. daran leidet. Bei fast 70 % der Betroffenen, die unter regelmäßigen halbseitigen Kopfschmerzen leiden liegt eine genetische Vorbelastung vor.Ein Migräneanfall dauert zischen 4 und 72 Stunden und wird oftmals durch die Begleitsymptome wie Übelkeit/Erbrechen, neurologische Ausfallserscheinungen, Empfindlichkeit gegen Licht und Geräusche eine zusätzliche Belastung für die Patienten.In akuten Fällen greift meist nur eine medikamentöse Behandlung, aber gerade in der Migränevorbeugung haben zwei Heilpflanzen mit gutem Erfolg von sich reden gemacht, da damit zum einen ein medikamentenverursachter Dauerkopfschmerz und ein medikamentöses Suchtverhalten vermieden werden können. Es handelt sich zum einen um das Mutterkraut (Tanacetum parthenium) und andererseits um die Pestwurz (Petasites hybridus), die gute Ergebnisse bei kaum vorhandenen Nebenwirkungen zeigten.Bei einer täglichen Einnahme von Mutterkrautpräparaten konnte in Studien neben der Stärke der Kopfschmerzen auch die Häufigkeit der Anfälle gesenkt werden. Auch die Begleitbeschwerden der Migräne verringerten sich größtenteils. (Der Wirkmechanismus basiert im Wesentlichen auf einer dreifachen Hemmung der Serotoninfreisetzung, Prostaglandinsynthese, Histaminfreisetzung). Auch die seit Jahrhunderten bekannte Pflanze „Pestwurz“ wird wegen ihrer schmerzlindernden Wirkung mittlerweile erfolgreich in der Migränevorbeugung eingesetzt. (Hier gründet sich der Wirkmechanismus teilweise auf eine Hemmung der Leukotriensynthese). Eine placebokontrollierte Doppelblindstudie brachte eine deutliche Verringerung der Anfälle, wobei der einzelne Anfall auch wesentlich kürzer andauerte. Die Wirkung war dieselbe wie bei herkömmlichen Therapien zur Migränevorbeugung . Auch die Begleitbeschwerden nahmen um 50 % ab.(in Z.f.Phytotherapie, 2001;22:86-92)
Historisches und Wissenswertes:
Pestwurz ist neben Huflattich ein bewährtes Hustenmittel, wobei die Pestwurz den krampfartigen Husten lindert und Huflattich durch die Schleimstoffe den Hustenreiz vermindert.Der lateinische Name könnte vom griechischen Petasos (= großer Hut mit breitem Rand) und dem Vergleich mit den großen Blättern herrühren. In den Pestzeiten des Mittelalters ist der Ursprung des deutschen Namens zu suchen. Damals wurde die Pestwurz als harn- und schweißtreibendes Mittel eingesetzt.Die Blätter der Pestwurz erreichen bis zu 30 cm Durchmesser und sind damit eine der größten unseres europäischen Pflanzenreichs. In früheren Zeiten wickelte man oftmals Butter oder Käse in die großen Blätter der Pestwurz ein.
Botanische Beschreibung:
Familie: Korbblütler (Asteraceae), ist dem Huflattich nahe verwandtBodenbeschaffenheit/Standort: feuchte, lehmige Untergründe, vorwiegend an Bächen/Flüssen.Erscheinung:BodenbedeckendBlätter: groß, langstielig, rundlich / herzförmig, teils gezahnt; entwickeln sich erst zum Ende der Blütezeit.Blüten: erscheinen bevor noch die ersten Blätter sprießen; weißlich bis rosa, röhrenförmig, kleine Köpfchen (weiblich), größere Köpfchen (männlich), wie eine dicke Walze um den Stängel angeordnet.
Weitere interessante Seiten zu den hier beschriebenen Krankheitsbildern:
Migräne und Kopfschmerzen, Reizmagen, Herzinfarkt, Husten, Menstruationsbeschwerden, PMS 1 und PMS 2
Bitte beachten Sie, dass auch pflanzliche Arzneimittel in der Regel nicht zum Dauergebrauch geeignet sind und auch Nebenwirkungen haben können - und befragen Sie bei länger andauernden Beschwerden in jedem Fall Ihren Arzt oder Heilpraktiker.
Bearbeitet von Claudia